Die Parrot Bebop Drohne – teurer als richtig fliegen?

Seit einiger Zeit geistert eine neue Kategorie Fluggerät durch Lufträume und Medien: die Drohne.

Einst nur dem Militär und einigen Spinnern vorbehalten, kann sich heutzutage jeder bei Amazon eine ferngesteuerte Drohne bestellen und sich als Modellpilot in die Lüfte begeben – mit der neuen Bebop Drone von Parat wird für das echte Pilotenfeeling sogar das Kamerabild direkt aufs Smartphone gesendet.

Parrot ist mir ein Begriff – eine kleine iPhone-gesteuerte Rolling-Spider Drohne von der gleichen Firma lag letztes Jahr unterm Weihnachtsbaum und hat für durchaus kurzweilige Flugstunden  gesorgt. Wobei der Begriff „Flugstunden“ bei einem Gerät mit einer Batterieleistung von maximal 7 Minuten vielleicht ein wenig übertrieben ist. Wie dem auch sei, das Gerät liegt erstaunlich stabil in der Luft und überstand sowohl diverse Abstürze als auch die Attacken meiner Perserkatze, die nichts unversucht ließ, in Erwartung eines Leckerbissens die kleine Drone einzufangen und zum Abendessen zu verspeisen.

Leider ist die Kamera des Rolling-Spiders weniger als bescheiden und nicht einmal für unterbelichtete Schnappschüsse zu gebrauchen.

Wer als Hobbyfotograf spannende Luftaufnahmen machen möchte, braucht etwas Besseres. Genau dafür gibt es für rund 500€ die neue Bebop Drohne von Parrot, die man mit etwas Glück bei den Amazon Warehouse Deals ein wenig preiswerter bekommen kann.

Nach dem Auspacken hält man eine im Vergleich zum Fliegengewicht des Rolling-Spiders erstaunlich schwere Plastik-Gummi-Styropor-Konstruktion in den Händen. Besonders vertrauenswürdig ist das Gerät auf den ersten Blick nicht, ein Teil der Elektronik liegt mehr oder minder frei. Interessant ist die Aufhängung des Elektronikgehäuses mit massiven Gummidämpfern, das die Kamera vor Erschütterungen bewahren soll.

Ob das ganze funktioniert?

Beim ersten Einschalten heult ein Ventilator im Inneren der Drohne laut auf wie ein älteres Notebook unter Volllast. Die Verbindung zum iPhone bereitet keine Schwierigkeiten, man muss sich nur mit der Drone per WLAN verbinden. Das gebrauchte Gerät hat eine Flugzeit von gerade mal 2:34 Minuten auf dem Buckel. Der erste Start im Zimmer ist nicht sehr vielversprechend: die Drone startet mit einem Höllenlärm und kippt weg. Die Plastikstoßstangen verhindern Schlimmeres, aber es ist klar, dass man die Bebop Drohne vielleicht lieber im Freien testen sollte.

Im Garten hebt die Drohne problemlos ab und findet nach einigen Momenten trotz leichten Windes einen stabilen Halt. Vorsichtshalber habe ich mit der Steuerungssoftware die maximale Höhe auf 3 Meter begrenzt und die mögliche Geschwindigkeit auf ein Minimum reduziert. Nun kann man vorsichtig die ersten Flugmanöver probieren. Zwar ist mir die etwas gewöhnungsbedürftige Steuerung von dem Rolling-Spider vertraut, aber der große Brummer reagiert doch ein wenig anders. Es gelingt, die eine oder andere Runde zu drehen, aber nach nur einem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit ist die Drone einem Ort, an dem sie niemals landen sollte – nämlich im Luftraum von Nachbars Garten.

Jetzt gilt es, das Fluggerät dort wieder herauszumanöverieren, und das ist alles andere als einfach. Die eingebaute 14 MP Kamera mit direkter Übertragung sollte laut Werbung eigentlich ein flüssiges Bild übertragen, tut dies aber nur abgehackt und mit Verzögerung. Am iPhone wird es wohl kaum liegen, es handelt sich um das neueste Modell. Zum Steuern ist die Kamera nicht zu gebrauchen. Schwitzend und mit höchster Konzentration gelingt es mir irgendwie, das Ding um einen Kirschbaum heraus nach Hause zu bringen und im Blumenbeet zu landen – praktischerweise just in dem Moment, an dem der Akku platt ist.

So macht das Fliegen keinen Spaß.

Mit dem zweiten Akku setz ich mich ins Auto und fahre das kurze Stück zum Rand eines Feldes. Hier ist die Bahn frei, die Drohne kann zeigen, was sie kann!

Zunächst einmal schweben, natürlich. Das tut sie auch – aber leider, leider bleibt sie nicht an der gleichen Stelle stehen. Natürlich könnte man dieses Verhalten dadurch erklären, dass es auf dem freien Feld sehr windig ist. Wenn die Drohne durch den Wind in Windrichtung bewegt wird, wäre dies ja verständlich. Nur leider bewegt sie sich nicht mit dem Wind – sondern seitwärts!

Auch auf freiem Feld kommen die Steuersignale wenn überhaupt nur mit einer gewissen Verzögerung an, die Reichweite beträgt vielleicht 10 Meter und damit 190 Meter weniger als in der Werbung versprochen. Egal ob 2,4 oder 5Ghz-Band – das Verhalten der Drohne ist kaum vorhersehbar. Und damit leider nicht zu benutzen. Die Qualität der Videokamera ist zwar ganz ok, aber was nutzt das, wenn man die Drohne nicht sinnvoll steuern kann? Mag sein, dass die zusätzliche Fernbedienung Abhilfe schafft, aber damit kostet das Gerät stolze 900€!

Die Akkulaufzeit ist sehr begrenzt. Die Gefahr, in einem Baum zu landen, immens. Ersatzteile sind immer noch nicht lieferbar. Mir scheint die Bebop Drone ein sehr teures Flugvergnügen mit zweifelhaftem Spaßfaktor zu sein. Zum Vergleich: Für das gleiche Geld kann ich mehr als 10 Stunden lang mit der Vereins-Remos in der Luft sein!

Ich bezweifle, dass die Drohne überhaupt 10 Stunden Flug durchhält … womit das Fliegen dieses Geräts teurer wäre als das Steuern eines echten Flugzeugs!

 

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