Zu viel Wartung schadet dem Flugzeug! Dies ist die provokante These von Mike Busch, seines Zeichens Chef von SavvyAviator, einer Organisation, die die Wartung von Privatflugzeugen organisiert. Darüber hinaus schreibt er seit über 40 Jahren über das Thema Luftfahrt, ist seit 45 Jahren selber Pilot und Eigner einer zweimotorigen Cessna C310, die er selbst wartet.
Für viele Komponenten in der allgemeinen Luftfahrt ist eine bestimmte TBO vorgeschrieben, also eine Zeit, nach der ein Teil überholt oder ersetzt werden muss. Dazu gehört ganz klassisch der Motor, der Propeller, Getriebe, manchmal die Tragflächen und sogar sehr einfache Bauteile wie Sicherheitsgurte, die nach 12 Jahren ersetzt werden müssen, unabhängig davon, in welchem Zustand sie sich befinden.
„Alles Blödsinn“, meint Mike Busch in seinem Buch „Manifesto“, „viel sinnvoller ist es, Komponenten erst dann zu ersetzen, wenn sie wirklich kaputt sind.“
Da hat er natürlich recht. Wieso sollte man für teures Geld einen Motor ersetzen, der zuverlässig funktioniert, nur weil er 2000 Stunden gelaufen oder 12 Jahre alt ist? Die klassische Lehre geht davon aus, dass ein Bauteil eine bestimmte Lebensdauer Zu viel Wartung schadet dem Flugzeughat und dass nach Erreichen dieser Lebensdauer die Ausfallwahrscheinlichkeit extrem steige. Statistiken vom britischen Militär und großer Flugzeughersteller wie Boeing belegen jedoch das Gegenteil: die größte Ausfallwahrscheinlichkeit besteht unmittelbar nach einem Werftaufenthalt, während eine Maschine, die 2,000 Stunden auf dem Buckel hat, mehr oder minder erprobt sei und noch etliche Jahre sehr gute Dienste leisten könne.
Damit man nicht auf gut Glück mit einem alten Motor durch die Gegend fliegt und doch ein erhöhtes Ausfallrisiko befürchten muss, rät Mike Busch zum Einbau einer Anlage zur digitalen Motorüberwachung. Damit kann man den Zustand der Maschine dauerhaft überwachen und Anomalien im laufenden Betrieb leicher diagnostizieren – schließlich fällt ein Motor praktisch nie von einem Moment auf den anderen aus, Defekte kündigen sich oft viele Betriebsstunden vorher an.
Im weiteren Verlauf des Buches hilft der Autor dem Leser, gegenüber den Werften einen „low-maintenance“ Standort durchzusetzen. Er geht auf rechtliche Aspekte (allerdings nach US-Rechtsprechung) ein und zeigt dem Leser auch die Sicht der Werften, auf die nach Entlastung der Flugzeughersteller durch die GARA-Reform die Last der Produkthaftung abgewälzt wurde.
Alles in allem ist Manifesto ein durchaus erhellendes Buch für Flugzeugbesitzer und Leute, die es werden wollen. Es ist definitiv ein Kauftipp, abgesehen von einem winzig kleinen Wermutstropfen: die meisten Informationen findet man weit ausführlicher und dazu noch kostenlos auf Mike Busch’s Kolumne auf https://www.AVWeb.com
Manifesto: A Revolutionary Approach to General Aviation Maintenance |