Ultraleichtflugzeug – kann man damit etwas anfangen?

Die preiswerteste Möglichkeit, eine Pilotenausbildung zu machen und mit Motor in die Luft zu gelangen, ist der Erwerb eines Pilotenscheins für den Ultraleichtflug.

Aber kann man mit solch einem „Luftsportgerät“ überhaupt etwas anfangen?

Oder handelt es sich dabei nur um teure Spielzeuge mit begrenztem praktischen Nutzen?

Sehen wir uns die Dinger einmal an:

Auf den ersten Blick wirkt der Markt sehr unübersichtlich. Es gibt unzählige Hersteller, oft auch aus so vertrauenserweckenden östlichen Ländern wie Serbien, Rumänien, Bulgarien oder der Ukraine – in denen allerdings exzellente Arbeit geleistet wird. Für einen Laien sehen die verschiedenen Modelle fast alle gleich aus, lediglich durch die Position der Tragflächen unterscheiden sie sich, und natürlich durch das Baumaterial.

Generell gibt es zwei Sorten von flächengesteuerten Ultraleichtflugzeugen: Einsitzer und Zweisitzer.

Einsitzige Ultraleichtmodelle sind eher selten. Sie sind zwar die allerbilligste Art zu Fliegen und dürfen auch ohne Medical betrieben werden, allerdings ist beträgt die Reisegeschwindigkeit oft nur 120 km/h, außerdem kann man ausschließlich alleine fliegen.

Die meisten ultraleichten Flugzeuge haben zwei Sitze, ein Rettungssystem mit Fallschirm und eine maximale Abflugmasse von 472,5kg.

Die meisten Maschinen haben einen Rotax 912 Motor mit 80 oder 100 PS, in manchen Fällen sogar 115 PS. Die 100PS Variante ist wohl auf häufigsten anzutreffen, da der Aufpreis mit rund 3.000€ bei einem Neuflugzeug relativ gering ist. Es gibt zwar noch andere Motorenhersteller mit interessanten Konfigurationen, allerdings sind diese nur in relativ wenigen Flugzeugen verbaut. Der Rotax Motor dreht wie ein Automotor relativ hoch, es ist deswegen immer ein Getriebe verbaut, welches die Drehzahl für den Propeller reduziert, der die Drehzahl von 2.400 Umdrehungen pro Minute nicht überschreiten darf.

Auch wenn sich 100 PS nicht besonders kräftig anhören, darf man das Leistungsgewicht nicht außer Acht lassen: weil Ultraleichtflugzeuge nun einmal nicht einmal eine halbe Tonne wiegen, entsprechen 100 PS einer Leistung rund 207 PS pro Tonne. Das Flugzeug hat also in etwa das gleiche Leistungsgewicht wie eine Luxuslimousine mit 420PS Motor oder wie ein Porsche 911 mit 310PS.

Da der Motor immer gleich ist, sehe ich auf den ersten Blick zwei wesentliche Unterscheidungsmerkmale: die Position der Flügel und die Konfiguration der Räder.

Die Flügel sind entweder über oder unter dem Cockpit, man spricht also vom Hochdecker oder vom Tiefdecker. Welches Konzept das Bessere ist, darüber kann man sich streiten. In den Hochdecker kann man einfacher einsteigen und direkt nach unten gucken, für Fotografen ist er sicher die bessere Wahl. Dagegen hat man im Tiefdecker mehr das Gefühl der grenzenlosen Freiheit. Die Rundumsicht ist besser, besonders im Kurvenflug. Was direkt unter dem Flugzeug liegt interessiert vielleicht einen mitfliegenden Fotografen, aber mich als Piloten nicht wirklich.

Bei den Rädern gibt es eine Bugradkonfiguration oder eine Spornradkonfiguration, in seltenen Fällen auch ein Einziehfahrwerk. Die Spornradkonfiguration ist für Ungeübte auf dem Boden schwieriger zu handhaben, dafür ist die Reisegeschwindigkeit wegen des geringeren Luftwiderstands rund 10-15 km/h höher.

Auch Verstrebungen der Tragflächen wirken sich auf die Geschwindigkeit aus, genau wie die Spannweite. Eine größere Spannweite ist gut für den Langsamflug, eine geringere Spannweite hingegen verringert den Luftwiderstand und lässt das Flugzeug schneller werden, wobei auch hier durch den Gesetzgeber Grenzen gesetzt werden, denn jedes Ultraleichtflugzeug darf eine maximale Überziehgeschwindigkeit von 65 km/h haben.

Das Baumaterial ist ein weiterer Unterschied: es gibt Ultraleichtflugzeuge aus Aluminium, aus Holz oder aus Kunststoff, wobei letztere am schwersten sind.

Praktisch alle Flugzeuge können nahezu beliebig mit moderner Avionik aufgerüstet werden. Glascockpits, GPS Systeme, Transponder, Ledersitze – alles kein Problem. Grenzen setzen nur das maximale Abfluggewicht von 472,5kg und der Geldbeutel, ansonsten kann man sich ein Cockpit zusammenstellen, auf das so mancher Airliner neidisch wäre.

So viel zu Aufbau und Technik, aber kann man mit einem UL nun etwas anfangen, oder nicht?

 

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