Per se ist unser hochtrabend „Flight Computer“ genannte Drehmeier von Jeppesen schon eine feine Sache. Er ist einfach, er ist leicht, er ist übersichtlich und er braucht keine Batterien. Trotzdem bin ich ein Computer-Kid. Auf irgendwelchen Tasten herumdrücken ist mir viel vertrauter, als Skalen zu verschieben und Markierungen zu setzen (wo war doch gleich mein Bleistift, Theo?)
Der Drehmeier ist zwar clever, aber irgendwie viel zu….analog. Damit meine ich folgendes: wenn Ihr auf eine Uhr mit analogen Ziffernblatt schaut, so ist es beispielsweise ungefähr 12 Uhr 20. Es könnte auch 12:19 sein, oder 12:23, aber man sagt hat „ungefähr zwanzig nach zwölf“.
Wenn an mit einem ungefähren Wert leben kann, ist so eine Analoguhr vollkommen ausreichend. In der theoretischen Prüfung aber nicht. Da geht es darum, den korrekten Wert anzukreuzen, und nicht zu schreiben „ey, Mann, der Wind kommt irgendwie von vorne und vielleicht ein bisschen seitlich“.
Des Weiteren sollte man möglichst schnell zu einem Ergebnis kommen. Mit dem Drehmeier kann es manchmal einige Zeit dauern, bis man die richtige Skala gefunden hat, und weil man mit der analogen Geschichte weniger vertraut ist als mit einer Rechenmaschine neigt man dazu, das Ergebnis dreimal zu überprüfen. Wenn ich eine Windberechnung statt in zwei Minuten in wenigen Sekunden schaffe, gewinne ich bei der Lösung einer Navigationsaufgabe in der Prüfung wertvolle Zeit.
Je länger ich nachdenke komme ich zu dem Schluss: wenn ich die Prüfung bestehen will, führt kein Weg an einem nicht-programmierbaren für die Prüfung zugelassenen Navigationsrechner vorbei.
Suche ich im Internet nach einem solchen digitalen Flight Computer, so lande ich fast immer bei einem Gerät namens „ASA Pathfinder CX-2“, welches üblicherweise 100€ kostet. Ganz schön viel Geld für einen simplen Taschenrechner mit ein paar Zusatzfunktionen. Eine iPad App mit größerem Funktionsumfang gibt es für ein paar Euro – ist aber bei der Prüfung nicht zugelassen.
Dann habe ich einen Einfall: Wenn es aber ein Modell „CX-2“ gibt, müsste es da nicht einen Vorgänger namens „ASA Pathfinder CX-1“ geben?
Ich gebe den Begriff „ASA Pathfinder CX-1“ bei ebay ein, und – Bingo! – sofort finde ich zwei gebrauchte Exemplare im Angebot. Einen davon ersteigere ich – für 12,50€ zzgl. 3€ Versand, womit das Gerät sogar preiswerter ist als mein Drehmeier. Schon nach wenigen Tagen ist es da.
Gespannt packe ich den Rechner aus und lese die Bedienungsanleitung, die auf Deutsch und Englisch vorhanden ist. Die Menüführung dieses offenbar aus den frühen 80er Jahren stammenden Geräts ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Mit der Zeit komme ich zurecht.
Was kann die Kiste? Nicht alles, aber eine ganze Menge. Man kann:
- Alle möglichen Einheiten umrechnen, wie Fuß in Meter
- Weight / Balance Berechnungen anstellen
- Besonders wichtig: Seitenwindkomponenten berechnen
- Spritverbrauch, Geschwindigkeiten und Reichweiten kalkulieren
- Den Kurs und die Geschwindigkeit über Grund in Abhängigkeit vom Wind berechnen – dies ist mit dem Drehmeier eher umständlich, hier gibt man nur drei Zahlen ein und hat das Ergebnis
Darüber hinaus gibt es eine einfache Stoppuhr-Funktion. Einfach als Taschenrechner kann man den ASA Pathfinder natürlich auch nutzen, es ist sogar möglich, Zeiten zu addieren – besonders praktisch, wenn im Logbuch eine neue Seite angefangen wird. Was mir ebenfalls sehr gut gefällt ist die Tatsache, dass ein errechnetes Ergebnis in eine neue Berechnung übernommen werden kann. Außerdem lassen sich einzelne Variablen einfach ändern, um zu sehen, wie sich die Werte ändern, wenn der Wind beispielsweise um 5 Knoten zunimmt.
Lohnt sich das Investment? Ich denke schon – bei der Navigationsprüfung zählt jede Minute, eine Nachprüfung bei Nichtbestehen kostet rund 60€ zzgl. Fahrtkosten – da sind selbst 100€ für einen neuen Navigationsrechner gut angelegtes Geld, und bei der Pilotenausbildung noch die geringste Summe.
Nach der Prüfung kann man das Gerät ja wieder verkaufen.
Den Pathfinder CX2 kann man beispielsweise hier erwerben: Siebert Luftfahrtbedarf
Der ASA Pathfinder ist doch lt. LBA nicht zugelassen ?
Die wollen nur manuelle ….und stellen zusätzlich einen Taschenrechner zur Verfügung.
Johannes
Bei der Prüfung sind keine programmierbaren Taschenrechner zugelassen, der Pathfinder war – zumindest bei meiner damaligen Prüfung 2014 in Salzgitter – erlaubt. Er macht ja eigentlich auch nichts anderes als das, was der Drehmeier macht, ist für uns Computerkids aber leichter zu bedienen.
LG,
Johannes
Danke für die Info,
das Buch ist allerdings sehr gut geschrieben.
Johannes